Verschärfte Brandschutzbestimmungen, neue Sprinkleranforderungen und besondere Herausforderungen durch Elektrofahrzeuge verändern die Sicherheitsstandards für Tiefgaragen und Parkhäuser grundlegend.
Die Zeiten, in denen Parkhäuser unter bestimmten Bedingungen ohne Sprinkleranlage auskommen konnten, sind vorbei. Laut neuen Bestimmungen der NFPA müssen alle neuen Parkhäuser und Tiefgaragen vollständig mit Sprinklern ausgestattet werden - unabhängig von Höhe oder Grundfläche.
Die 2024er Ausgaben der NFPA 1 (Fire Code) und NFPA 101 (Life Safety Code) haben sämtliche Ausnahmen gestrichen. Selbst der International Building Code (IBC) 2024 verschärft die Anforderungen erheblich: Neue offene Parkhäuser über 17 Meter Höhe oder mit einer Brandabschnittsfläche von mehr als 4.500 Quadratmetern benötigen zwingend eine Vollsprinklerung.
"Die Versicherungsbranche klassifiziert Parkhäuser mittlerweile als Extra Hazard Group 1, was eine minimale Beregnungsdichte von 0,30 Gallonen pro Minute und Quadratfuß über 230 Quadratmeter erfordert."
Die Sprinklerauslegung muss den erhöhten Brandrisiken moderner Fahrzeuge Rechnung tragen. FM Global empfiehlt für Naßanlagen eine Mindestberegnungsdichte von 0,30 gpm/ft² über 2.500 Quadratfuß, für Trockenanlagen über 3.500 Quadratfuß. Diese Werte reflektieren die gestiegene Brandintensität durch Kunststoffe, Verbundwerkstoffe und insbesondere Lithium-Ionen-Batterien in Elektrofahrzeugen.
In Deutschland und Österreich regelt die VDI 2053 Blatt 2 (veröffentlicht Mai 2024) die Rauchableitung in Parkhäusern. Die Norm unterscheidet zwischen natürlicher und mechanischer Rauchableitung und gilt für alle geschlossenen Garagen - automatische Parkhäuser sind ausgenommen.
Die drei Hauptziele der VDI 2053 sind klar definiert: Freihaltung der Fluchtwege von Rauch so lange wie möglich, Unterstützung der Feuerwehr durch Temperaturreduzierung und bessere Sicht sowie Objektschutz durch Begrenzung der Brandausbreitung.
System | Deutschland/Österreich | Technische Anforderung |
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Mechanische Rauchableitung | VDI 2053 Blatt 2 | Jet-Ventilatoren, CO-Sensoren, Zonierung |
Feuerwiderstandsklasse Türen | DIN 18030 | Mindestens E30/EI30 |
Brandabschnitte | Landesgaragenverordnungen | Größen- und lageabhängige Anforderungen |
Moderne Tiefgaragen setzen auf mechanische Rauchextraktionssysteme mit Strahlventilatoren und Induktionsschubventilatoren. Diese Anlagen sind rauchextraktionsgeprüft und erfüllen oft europäische Hochtemperaturanforderungen von 500°C für ein bis vier Stunden.
CO-Sensoren ermöglichen die automatische Aktivierung sowohl für die Schadstoffbeseitigung als auch für die Rauchableitung. Durch Zonierung wird sichergestellt, dass nur betroffene Bereiche während eines Vorfalls aktiviert werden, was Energie spart und die Sicherheit optimiert.
Die Zunahme von Elektrofahrzeugen stellt Brandschutzexperten vor völlig neue Herausforderungen. Lithium-Ionen-Batterien brennen länger, heißer und sind schwerer zu löschen als konventionelle Fahrzeugbrände. Bei thermischem Durchgehen können Temperaturen von über 1.000°C erreicht werden.
Die Europäische Kommission hat 2025 neue Leitlinien zur Brandsicherheit von Elektrofahrzeugen in Parkhäusern veröffentlicht. Diese empfehlen spezielle Schutzmaßnahmen für Ladebereiche, einschließlich verstärkter Brandabschnitte und zusätzlicher Wasserzufuhr für Batteriebrände.
Viele Jurisdiktionen verlangen mittlerweile spezielle Genehmigungen für Bereiche, in denen Elektrofahrzeuge gespeichert oder geladen werden. Dazu gehören Batteriemanagement-Systeme und brandschutzgeprüfte Trennwände. Die Forschung zu optimalen Sprinklerauslegungen für E-Fahrzeugbrände läuft noch, da sich die Brandausbreitungsdynamik erheblich von konventionellen Fahrzeugen unterscheidet.
"Automatisierte Parksysteme und dicht gestapelte Konfigurationen erhöhen das Brandrisiko zusätzlich, da die Fahrzeuge eng gepackt sind und Sprinklerstrahlmuster behindert werden können."
Die Wartungsanforderungen für Tiefgaragen sind deutlich gestiegen. Regelmäßige Entfernung brennbarer Abfälle wie Öl, Verpackungen und Staub ist entscheidend zur Reduzierung der Brandlast und zur Aufrechterhaltung der Hygiene.
Alle Zugangspunkte müssen gesichert sein, ohne die Notfallausgang zu behindern. Spezielle Verriegelungs- oder verzögerte Ausgangsvorrichtungen müssen dokumentiert und das Personal in deren Überbrückung während Notfällen geschult werden.
Die Vorschriften verlangen regelmäßige Evakuierungsübungen mindestens viermal jährlich. Das gesamte Personal muss geschult und mit den Verfahren vertraut sein. Fluchtwegrouten müssen auch bei niedrigen Decken oder dichter Parkplatzbelegung sichere und schnelle Bewegung ermöglichen.
Inspektionszyklus: Mitarbeiterschulungen alle zwei Monate überprüfen
Nur zertifizierte und lizenzierte Fachkräfte dürfen Brand- und Lebensschutzsysteme inspizieren, warten oder reparieren. Zertifizierungen und Schulungsunterlagen müssen aktuell sein und in die entsprechenden Facility-Management-Systeme wie NCMMS eingegeben werden.
Automatisierte Parksysteme und dicht gestapelte Konfigurationen, die in urbanen Bereichen immer häufiger werden, bringen neue Brandgefahren mit sich. Die eng gepackten Fahrzeuge und potenzielle Behinderung der Sprinklerstrahlmuster erfordern zusätzliche Forschung und Codeentwicklung.
Die NFPA 88A als neuer Standard für Parkstrukturen adressiert diese entstehenden Risiken, wobei zusätzliche Studien zur Bestimmung bewährter Praktiken benötigt werden.
Die wichtigsten geltenden Standards und Codes umfassen den IBC 2024, NFPA 1, NFPA 13, NFPA 72, NFPA 88A, NFPA 92 und NFPA 101 in ihren 2024/2025er Ausgaben. Lokale Feuer- und Bauordnungen können zusätzliche Anforderungen stellen oder strengere Standards übernehmen.
Compliance-Checkliste für Tiefgaragen 2025: ✓ Vollsprinklerung ohne Ausnahmen ✓ Rauchdetektions- und Alarmsysteme nach NFPA 72 ✓ Rauchableitung nach VDI 2053 (D/A) oder NFPA 92 ✓ Spezielle E-Fahrzeug-Schutzmaßnahmen ✓ Regelmäßige Schulungen und Evakuierungsübungen ✓ Dokumentierte Wartungs- und Inspektionszyklen
Die Anforderungen für Tiefgaragen und Parkhäuser werden sich auch künftig verschärfen. Betreiber sollten proaktiv handeln und ihre Anlagen nicht nur nach aktuellen Mindeststandards ausrichten, sondern auch kommende Entwicklungen berücksichtigen.
Besonders wichtig ist die frühzeitige Einbindung von Brandschutzexperten bei Planung und Umbau. Die Kombination aus automatischen Sprinklersystemen, intelligenter Rauchableitung und durchdachten Evakuierungskonzepten bildet das Rückgrat moderner Tiefgaragen-Sicherheit.
Die Investition in zukunftssichere Brandschutztechnik mag initial höhere Kosten verursachen, zahlt sich aber durch erhöhte Sicherheit, geringere Versicherungsprämien und Compliance mit zukünftigen Vorschriften langfristig aus. Regelmäßige Schulungen des Personals und dokumentierte Wartungszyklen sind dabei ebenso unverzichtbar wie die technischen Systeme selbst.
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